So, jetzt bin ich schon über eine Woche in Montreal! Die Zeit ist sehr schnell vergangen, denn gerade ist ‘Welcome Week’ und da hat man sich gerade vom Abend vorher erholt, schon gehts wieder weiter. Jeder Tag hat etwas zu bieten, am Samstag war es die Stadtralleye, Montag der ‘pub crawl’ (mit anschliessendem Frühstück), Dienstag ‘Asterix & Obelix’ gucken und gestern einfach nur die Bar, am Ende der Welt (mehr dazu unten).

Mit dem Französisch gehts vorran, jeden Tag lerne ich einen neuen Satz und einige Worte dazu. So kann ich mich verständigen, auch wenn es mühsam ist. Ich habe schon einige Freunde gefunden, die die Geduld aufbringen, mir zuzuhören. Trotzdem muss ich sie immer wieder bitten, ihre Fragen zu wiederholen oder sie auf Englisch zu formulieren. Immerhin habe ich jetzt zwei deutsche kennengelernt, Marc aus Stuttgart und Anja von der TU München. Das macht den Wechsel erträglicher, weil man sich über seine Erfahrungen in der Fremde austauschen kann.

Die Uni hat schon begonnen, meiner Meinung nach einige Tage zu früh :-) . Gestern habe ich meine erste Vorlesung zudammen mit 20 anderen Studenten gehört. Vorlesungen sind 3 Stunden am Stück mit zwei 10-minütigen Pausen. Am Anfang habe ich noch hochkonzentriert zugehört und auch einiges Verstanden; gegen Ende war ich jedoch froh, dass es vorbei war. Der Professor hat allerhand Annekdoten aus der Industrie erzählt, wovon ich nicht eine richtig verstanden habe. Es klingt alles sehr praktisch, die nächsten Wochen werden zeigen wohin die Reise geht…

Jetzt fragt sich manch einer: Warum gibts denn immer noch keine Fotos? Deswegen bin ich die letzten zwei Tage in der Stadt rumgelaufen auf der Suche nach einer günstigen Digicam. Das ist hier gar nicht so einfach, da Online jeh nach Staat unterschiedliche Gebühren anfallen und das Angebot allgemein sehr undurchsichtig ist. Auch Amazon konnte mich in dieser Hinsicht nicht überzeugen. Trotzdem musste es schnell gehen, denn schon bei der Stadtralleye habe ich einen Foto schmerzlich vermisst. Jetzt habe ich jedenfalls eine solide Canon Powershot, womit in den nächsten Tagen auch einige Fotos folgen werden. Hier ein Blick auf die Uni:

Damit kommen wir zu den Eigenheiten von Kanada und den Leuten hier: es gibt hier zu Unibeginn im ersten Jahr die ‘Initiation’. Das heisst, Studenten rennen in ihren ältesten Klammotten rum, trinken eine Menge und gröllen und singen sich das Herz aus. Pikant wird es erst durch die ‘Spielchen’. Ich bin natürlich nichts ahnend an einer Gruppe vorbeigelaufen. Da wurde ich angesprochen, ob ich nicht ein Mädel einseifen wolle. Ich habe natürlich nichts von alledem verstanden. Mir wurde einfach ein Teller voller Sahne in die Hand gedrückt und schon dachte ich: ‘was solls’. Ich ging auf ein Mädchen zu (interessant, wie die Wahl da zustande kommt :-) und habe ihr den Teller voller Sahne ins Gesicht gedrückt zur grossen Freude aller Umstehenden. Dann wurde ich um eine kleine Spende gebeten und als Dank erhielt ich ein Kondom..nebenan wurde schonmal die Wasserrutsche aus Sahne und Ketchup bereit gemacht, igitt!

Dagegen sind unsere Parties ja geradezu gesittet. Gestern Abend sind wir zum Beispiel zu einer Bar ausserhalb von Montreal gefahren. Die Fahrzeit betrug fast eine Stunde. Ich war pünktlich zum Treffpunkt um 17 Uhr gekommen, obwohl es dann erst um 19 Uhr losging. Darauf war ich vorbereitet, denn alle Veranstaltungen zuvor waren ähnlich gemächlich organisiert. Problem dabei: irgendwie muss ich mir ja die Zeit vertreiben und beim Smalltalk im Französischen haberts dann doch gewaltig!

Ich hatte unser Polytechnix (man beachte das ‘X’) T-Shirt an, es ist rot mit Mirakulix auf der Vorder- und Asterix auf der Rückseite. Zusätzlich hatte jeder einen Wikingerhelm erhalten. Am Montag liefen auf dem ganzen Kampus nur Wikinger rum… Warum Asterix, warum Wikinger? Keine Ahnung.

Dann brachen wie irgendwann auf. Wir marschieren mit unserem Schlachtruf (nous sommes les ‘X’…) los, immer wieder heizte der Betreuer uns an. Vor der Uni versammelten sich dann alle Gruppen (Chemiker, Maschinenbauer, etc.) und dann wurde gegeneinander angeschrien was das Zeug hält. Für mich war es schon sehr fremd, mit welcher Inbrunst hier gesungen und geschrien wird. Das kenne ich sonst nur vom Fußballverein. Ich singe trotzdem kräftig mit, obwohl ich fast nichts verstehe. Einige Lieder wiederholen sich immer wieder, sodass sie langsam einen Sinn ergeben, von anderen bleiben nur Vermutungen. Es wird z.B. ein Lied angestimmt, dass wie eine Aufforderung an eine Person klingt. Die gesamte Menge schaut erwartungsvoll auf diese (oft der Betreuer) und wird dabei immer lauter. Irgendwann gibt der Betreuer nach, dreht sich um, lässt die Hose runter und zeigt der jubelnden Menge den nackten Hintern. So gings dann auch weiter auf der Fahrt. Irgendwann war es aber echt nicht mehr auszuhalten; so lange und so laut wurde da gegröllt. Dabei hatte noch niemand etwas getrunken!!!

Immer wenn wir einen Bus einer anderen Gruppe überholten, sprangen alle Jungs auf, lockerten ihren Gürtel und drängten zu den Fenstern. Waren wir auf einer Höhe, liess der gesamte Bus die Hosen runter und zeigte wunderschöne Ärsche. Das I-Tüpfelchen folgte jedoch noch, als ein paar Jungs die Idee hatten, sich noch ein X auf die Pobacken zu malen. So wanderten Stifte im Bus herum und alle verzierten ihren Allerwertesten. So fuhren wir eine lange Stunde, singend und gröllend und immerwieder durch tumultartige Szenen unterbrochen, wenn wir einen Bus überholten.

Die Nacht senkte sich und irgendwann waren wir an dieser ‘Bar’ angekommen. Sie zeichnete genau durch eine Eigenschaft aus, wofür wir so weit gefahren waren: billiges Bier. Das heisst: 24 Bier für 60 $ (ist das billig? anscheinend!). Ausserdem wurde uns strengstens untersagt zu fotografieren. Dabei hatte ich doch erst jetzt meine neue Kamera erhalten!! Warum dieses Verbot: Letztes Jahr hat sich ein Reporter von der lokalen Presse eingeschlichen und einige unappetitliche Fotos gemacht. Das war der Zeitung eine Geschichte auf der Titelseite wert (‘Die Ingenieure eben!’) und der Uni sehr peinlich. Damit wäre die Veranstaltung fast für immer verboten worden…

Jedenfals war hier alles halb so schlimm. Es wurde viel getrunken und einige haben übetrieben, aber trotzdem stand der Spaß im Vordergrund. Ich war dann aber auch froh, als die ersten Busse um Mitternacht wieder nach Hause fuhren. Heute fällt die Uni aus, keine Ahnung warum und wie man das hätte mitkriegen sollen, wenn es mir nicht mein Mitbewohner gerade gesagt hätte…

Posted by markus. Datum: August 28, 2008 | 2 Comments »

2 Antworten

  1. Diana Says:

    Wow Markus, bei euch geht’s ja sowas von ab! Dagegen ist ja bei uns wirklich noch gar nichts los! Die Ingenieure eben ;-)

  2. Matthias Says:

    Und Du hast *notgedrungen* bei alldem mitgemacht?`*fg*
    Gruß aus dem langsam herbstlichen Deutschland!

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